Sein Porträtschaffen hatte Rudolph 1921 mit dem Bildnis des Vaters (Galerie Neue Meister, Dresden) begonnen. Seitdem spielte dieser Bereich in seinem Werk, im Holzschnitt wie in der Malerei gleichermaßen, eine zentrale Rolle. Und es überwiegen deutlich die Bildnisse prägnanter, oft von Armut gezeichneter alter Männer. Als Lehrer an der Dresdner Kunstakademie seit Ende 1932 konnte sich Rudolph das jeweilige Modell nach seiner Auswahl vom „Modellmarkt“ im Foyer der Hochschule gegen Bezahlung direkt in das Atelier holen. Zu diesen Personen wird auch der auf Haltung und ordentliche Kleidung bedachte Mann aus Siebenbürgen gehört haben, denn eine Reise des Künstlers in die Gegend ist nicht belegt. Als Rudolph 1936 aus seiner Lehrtätigkeit entlassen werden sollte, spielten diese Bildnisse, die keineswegs dem nun propagierten Menschentyp entsprachen, eine wichtige Rolle. Nach dem Krieg wiederum galten die Porträts alter Männer als Nachweis der „Klassenzugehörigkeit“ des Malers. Das Bildnis des Vaters fand als ein Arbeiterbild besondere Anerkennung. Rudolphs Gemälde „Alter Mann aus Siebenbürgen“ war 1946 unter dem Titel „Alter Mann“ auf der „1. Deutschen Kunstausstellung“ in der sowjetischen Besatzungszone in Berlin zu sehen. Es folgten verschiedene prominente Porträtaufträge, für die Rudolph überwiegend geschätzt wurde, beginnend mit dem „Bildnis Martin Andersen Nexö“ von 1952 (A IV 249). | Angelika Wesenberg