Die etwas anekdotische Statuette eines sich bückenden, am Wasser spielenden Knaben, von der sich ein weiteres Exemplar im Städel Museum in Frankfurt am Main befindet, entstand kurz nach Kraus’ Rückkehr aus Italien. Sie ist wohl vor allem als eine Studie zu verstehen, die typisch kindliche Gebärden und Haltungen einfangen sollte und aus unmittelbarer Anschauung in der eigenen Familie entstand. Dargestellt ist Wolfgang Kraus, der Sohn des Künstlers. Der Ankauf des „Sich bückenden Knaben“ erfolgte gemeinsam mit den beiden Plastiken „Ein ‚Knabe‘ und ein ‚Mädchen‘ in Lebensgröße“ (B I 334 a). Die beiden Standfiguren sind ebenfalls nach Kraus’ Kindern Wolfgang und Eva modelliert. Aus den Kinderdarstellungen wie aus seinen Porträtköpfen und -statuetten spricht Kraus’ Fähigkeit, die scharfe Beobachtung seiner Zeitgenossen (vgl. seine Büste „Heinrich Zille“, B 62/23) mit besonderem Einfühlungsvermögen zusammenzuführen. So wurde beim Ankauf der Kinderfiguren lobend betont, dass es dem Bildhauer gelungen sei, das in der Naturbeobachtung gründende „berechtigte Aussehen“ und das „Wesen der kindlichen Psyche“ zu vereinen (SMB-ZA, I/NG 466, Bl. 70 ff.). | Yvette Deseyve und Bernhard Maaz