Die Mädchenfigur ist das Gegenstück zu der Figur "Knabe mit Tauben - Corydon", die ebenfalls in der Sammlung des Kunstgewerbemuseums vertreten ist (Inv. Nr. 1938,2). Beide haben französische Vorbilder: Ab 1752 wurden in der Manufaktur Vincennes/Sèvres die Figuren "La cage vide ou la douleur de Babet" und "Le porteur d´Oiseaux ou Corydon" nach Modellen von Pierre Blondeau gefertigt. Die französischen Porzellanplastiken gehen zurück auf grafische Vorlagen von François Boucher, die wiederum auf dem um 1750 in Paris sehr beliebten Schäferspiel "La Vallée de Montmorency ou Les Amours villageois" basieren. Der Knabe bietet dem Mädchen zwei Tauben an, das Mädchen hält einen leeren Vogelkäfig in der Schürze - im Rokoko ein geläufiges Symbol für die verlorene Unschuld. Auch aus anderen Manufakturen des 18. Jahrhunderts sind Figurenmodelle "Corydon" und "Babet" überliefert, z.B. aus Straßburg, Ottweiler und Gutenbrunn. Bei den Wegely-Figuren handelt es sich jedoch um die frühesten Nachschöpfungen der französischen Vorbilder, sie entstanden bereits um 1754.
Bezeichnet ist die Figur an der Rückseite des Sockels mit einem unterglasurblauen "W" für Wegely und an der Unterseite eingepressten Ziffern: 23, 99, 3.
In der Sammlung des Kunstgewerbemuseums befindet sich außerdem eine Tonfigur der "Babet", bei der es sich vermutlich um eine Abformung des französischen Originalmodells handelt (Inv. Nr. W-1961,7).
ClKa