Eine vieltürmige Stadt, von Wasser umgeben, im grellen Gegenlicht. Der Himmel ist durchzogen von feinen Linien, z.T. motiviert als Sonnenstrahlen - aber gekrümmt - oder unerklärt neben den Wolkenrändern. Es ist typisch für die Landschaftsgraphik Hubers wie Altdorfers, beide die Hauptvertreter des sogen. »Donaustils«, die Darstellungen von solchen realistisch nicht zu deutenden »Kraftlinien« durchwirken zu lassen, denen sich alles, gegebenenfalls sogar die menschlichen Körper, einzufügen haben. Die Absicht mag sein, die Einheit der Welt darzustellen, in der nichts für sich zu sehen ist. Die wunderbare Lichtstudie unserer Zeichnung ist als Stimmungsbild zu verstehen, als Vision einer überirdisch verklärten Stadt, zu der eine riesige, ganz unbelebte Brücke führt. Die Hinweise des alten Berliner Katalogs auf Landshut, später auf Passau sind nur im allgemeinsten Sinn zu akzeptieren, als Stadt im Gebirge am Fluß.
Text: Hans Mielke in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 129, Kat. III.54 (mit weiterer Literatur)