Der Eifer, mit dem einzelne Christen ihren Glauben praktizierten, hat oft auch Spuren an den Werken hinterlassen, die ihnen zur privaten Andacht dienten. Besitzer mögen sie wiederholt geküsst und liebkost haben, wodurch in die Oberfläche geschnitzte Details abgerieben wurden, wie dies bei Hans Peissers Relief der Maria mit Kind der Fall ist. Die Schnitzerei war möglicherweise ein Modell für eine Bronzeplakette. Dennoch ist die Oberfläche stark berieben, als sei das Relief immer wieder berührt worden. Das dezidiert katholische Bildmotiv lässt vermuten, dass es für einen Auftraggeber außerhalb von Nürnberg gefertigt wurde, wo Peisser arbeitete und wo 1525 die Reformation eingeführt wurde. Die Glaubensbewegung veränderte das taktile Verhältnis zu den göttlichen Bildern; die Reformation warf die Frage auf, wo die Grenze zwischen Andacht und Idolatrie anzusetzen sei. Die Unterscheidung zwischen Kunstwerk, Repräsentation und Reliquie scheint sich in diesem Werk aufzulösen. Die Patina des Reliefs zeugt von dem Bedürfnis, mit etwas in Kontakt zu treten, das über das Objekt hinausgeht. (Andrew Sears 2017)
Entstehungsort stilistisch: Nürnberg