Otto Wagner entwarf den Schreibtisch für den Bau der Postsparkasse in Wien, die als sein ästhetisches und technisches Meisterwerk gilt. Unter der Verwendung neuester Werkstoffe wie Stahlbeton und Aluminium schuf er eine zeitgemäße Formensprache für die veränderten Bedürfnisse und Anforderungen der Jahre um 1900. So wurde den neuen Errungenschaften entsprechend die Schalterhalle mit Dampf beheizt, ebenso wie deren Glasdach, um es von Eis und Schnee freizuhalten.
Das Modell des Schreibtisches mit Aufsatz war für die Großraumbüros vorgesehen und ist entsprechend einfach ausgestattet. Das Dekor beschränkt sich auf Aluminium, das sich effektvoll vom dunklen Ton des Holzes absetzt und konstruktive Details betont. Wagner wählte strapazierfähiges Linoleum für die Tischplatte. Den Werkstoff Aluminium, den er bei den Möbeln gebrauchte, um neben der Verzierung und Verdeckung von Schrauben, auch Gebrauchsspuren zu vermeiden, setzte er ähnlich im Gebäude großflächig bei Türbeschlägen, Beleuchtungskörpern, Heizungsgittern oder Pfeilerverkleidungen ein. Nicht zuletzt bevorzugte er Aluminium als sichtbares Metall, da es nicht geputzt zu werden braucht. Der Schreibtisch entspricht in seiner Materialität und schlichten Form ganz Otto Wagners Grundsätzen für die Innenausstattung der Postsparkasse, die Einfachheit mit praktischer Solidität verbinden und ohne Reparaturen und Aufwand sauber zu halten sein sollte. STh