Im Entstehungsjahr des Bildes befand sich Schwitters auf dem Höhepunkt seiner öffentlichen Präsenz als international agierender Merzkünstler. Das Wort „Merz“ (eine Silbe von „Kommerz“) diente ihm seit 1919 zur Benennung und Positionierung seines crossmedialen Schaffens und steht für eine Haltung größtmöglicher Vorbehaltlosigkeit und künstlerischer Freiheit in der Wahl der Ausdrucksmittel. Die Nummerierung des Gemäldes ordnet es jenen konstruktivistischen Arbeiten Schwitters’ zu, die vorwiegend aus geometrischen Grundformen komponiert sind. Sie lassen deutlich den Einfluss der niederländischen Künstlergruppe De Stijl erkennen, mit deren Mitgliedern, insbesondere Theo van Doesburg und später Lajos d’Ebneth, Schwitters seit 1921 in Kontakt stand. Eine konsequente Reduzierung auf senkrechte und waagerechte Linien und zugleich der Verzicht auf jegliche collagierte Elemente wie bei diesem Ölbild, das allein ein dichtes Gefüge rechteckig begrenzter Flächen zeigt, finden sich im Œuvre des Künstlers äußerst selten. Die kontrastreiche, jedoch gedeckte und für ihn charakteristische Farbgebung aus vorwiegend Blau- und Gelbtönen mit roten Akzenten produziert eine rhythmische Dynamisierung der Fläche. Schwitters zeigte das Bild 1927 in der „Großen Merzausstellung“, die in mehreren Orten Deutschlands zu sehen war, und kennzeichnete es als unverkäuflich, da es Heinrich Evert kurz zuvor erworben hatte, der eine der umfangreichsten Privatsammlungen des Künstlers besaß und aus dessen Nachlass das Werk in die West-Berliner „Galerie des 20. Jahrhunderts“ gelangte. | Isabel Schulz