Im Sommer des Jahres 1900 war Helene, die seit langem kranke Frau des Künstlerfreundes Otto Modersohn, in Worpswede gestorben. Sie hinterließ die kleine Tochter Elsbeth (1898–1984). Noch im gleichen Jahr begannen Paula Becker und Otto Modersohn ihre Beziehung. Den Winter 1901 verbrachte Paula Becker in Berlin, um sich nach dem Willen der Eltern, zum Beispiel mit einem Kochkurs, auf die Ehe vorzubereiten. Aber sie besuchte auch die Museen und träumte das zukünftige Künstlerleben. Am 12. Februar heißt es in einem Brief an Otto Modersohn: »Und dann denke ich, daß ich Elsbeth malen werde mit ihrem goldenen Gelock und daß wir drei in der Heuzeit uns in einen großen einsamen Heuhaufen setzen werden und miteinander spielen wie drei große Kinder. O, ich denke mir überhaupt immer so viel Schönes aus. Du auch?« (P. Modersohn-Becker, Briefe und Aufzeichnungen, Leipzig 1982, S. 180). Die nahsichtige Büste der kleinen Elsbeth steht wie jene im Bild »Mädchen mit Blumenkranz« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 640) vor einem großen Himmel über ebenem Land, beide schauen den Betrachter direkt und ernst an. Das Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenenalter sehen wir groß und schmal im Hochformat, das kleine Mädchen im behäbigen Breitformat. Der Kulturform Vase mit Gesteck dort entspricht hier die Naturform der noch kahlen Bäume. Um den Kopf trägt Elsbeth einen dicken Blütenkranz gleich einem wärmenden Schal. | Angelika Wesenberg
1962 erworben durch das Land Berlin