Sujet und Behandlung sind ganz der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts verpflichtet: Ein hochbetagter Musiklehrer unterrichtet einen etwa achtjährigen blonden, gutbürgerlich bekleideten Knaben auf der Geige. Die Szene ist als frontaler Einblick in das Zimmer des Lehrers gegeben. In künstlerischer Unordnung sind diverse Notenhefte auf einem kleinen runden Tisch des 18. Jahrhunderts ausgebreitet. Ein eher phantasievoll denn historisch exakt geformter Renaissancestuhl dient als Requisit romantischer Vergangenheitssehnsucht, ähnlich wie der bröckelnde Putz und die altdeutsche Balkendecke. Die mit äußerster Akribie gemalten Noten lassen einfachste melodische Verläufe und simple rhythmische Formen erkennen, etüdenhafte Kompositionen, die ausdrücklich für den musikalischen Anfängerunterricht geeignet sind. Die ungelenken Gebärden des Knaben unterstreichen diesen Eindruck. Alle diese Details befriedigen eine geradezu literarische Schaulust des Betrachters, die seinerzeit Schroeters Bilder so volkstümlich machte. – Lithographiert von Friedrich Oldermann. | Bernhard Maaz