Nur wenig ist über den im sächsischen Mittweida als Sohn eines Ofenbauers geborenen Bildhauer bekannt. Nach seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Dresden trat er im Wintersemester 1898 in die Bildhauerklasse von Syrius Eberle an der Münchner Akademie der bildenden Künste ein. Zu den wenigen heute noch überlieferten druckgrafischen und bildhauerischen Werke zählt neben der im Magdeburger Kunstmuseum Kloster Unserer Lieben Frauen verwahrten „Judith“ (1907, Serpentinstein) die 1908 datierte „Angorakatze“ in der Nationalgalerie. Diese Tierfigur mit ihrer kantigen Formgebung, der geglätteten Oberfläche und der granitenen Härte, die dem haptischen Charakter des feinen, langhaarigen Angorafells zuwiderläuft, irritiert durch den Kontrast zwischen Naturvorbild und verfremdeter Formgebung. Doch schätze man offensichtlich gerade den Verfremdungseffekt sowie die starke Farbigkeit der Skulptur. „Endlich sind hinzugekommen: […] von Moritz Otto Müller (München) eine Angorakatze aus schwarzgesprenkeltem, grünlichem Travertin mit grünen Augen. Die breite Stilisierung des Tieres ist der Monumentalität des Materials glänzend angepaßt“ (Robert Schmidt, [Von Ausstellungen und Sammlungen. Berlin], in: Die Kunst für Alle, 23. Jg. [1907/1908], H. 11, S. 259). Eine Version in Porphyr befand sich im Großherzoglichen Museum für Kunst und Kunstgewerbe (heute Klassik-Stiftung Weimar, Verbleib unbekannt), ein erstes Exemplar in der Nationalgalerie war in Serpentinstein ausgeführt, wurde aber noch im Erwerbungsjahr 1908 beim Künstler gegen die bis heute vorhandene Fassung eingetauscht. | Yvette Deseyve und Bernhard Maaz