Heinrich Mücke, der mit seiner Darstellung »Der Leichnam der heiligen Katharina von Alexandrien, von Engeln zum Himmel getragen« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 154) zu Ruhm gekommen war, widmete sich in dieser Komposition erneut einer bedeutenden Frauenfigur des Christentums: Elisabeth von Thüringen, eine ungarische Königstochter, die mit 14 Jahren Ludwig von Thüringen geheiratet hatte, setzte sich für Arme und Bedürftige ein, gründete ein Hospital und verschenkte ihren Besitz. Aufgrund ihrer tätigen Nächstenliebe wurde sie nach ihrem Tod als Heilige verehrt. Dargestellt ist eine Szene, in der Elisabeth in einem einfachen Hauskleid aus einer Tür der Wartburg tritt, begleitet von Hofdamen und Pagen, die Speisen und Kleidung tragen. Eine der Hofdamen hält das erstgeborene Kind der Fürstin auf dem Arm. Elisabeth reicht einer Frau mit Säugling ein Geldstück. Neben dieser sitzt ein blinder Bettler, dahinter ein Knabe. Gegenüber kniet eine junge Frau mit zwei Kindern, die Hand bittend erhoben, daneben ein Kapuzinermönch, der mit einer Brotspende davongeht. Rechts ist der Ausblick in eine gebirgige Landschaft gegeben. Mücke verlieh seinen Figuren unterschiedliche Charaktere. Während sich die Landgräfin voller Demut zur Bettlerin beugt, blickt die Hofdame im roten Kleid herablassend auf die Bedürftigen. Der Sammler Joachim Heinrich Wilhelm Wagener, der bereits Mückes Darstellung der heiligen Katharina besaß, erwarb auch diese, sich durch leuchtende Lokalfarben auszeichnende großformatige Figurenkomposition. | Birgit Verwiebe