Das künstlerisch bedeutendste Exemplar des Sammlungsbestandes an Ofenmodellen im Berliner Kunstgewerbemuseum ist dieses durch Graphit geschwärzte, 1559 datierte und mit dem ligierten Monogramm HGD bezeichnete Modell für einen Aufsatzofen. Es zeigt an den Seiten des Unter- und des Oberbaus sechs Szenen mit Darstellungen von ‚Minnesklaven‘, die der List und Macht von Frauen unterliegen: Am Unterbau erscheinen in vier fast vollplastisch ausgeführten Reliefs Simson und Delila, Bathseba im Bade, Aristoteles und Phyllis sowie Salomons Götzendienst. An den Längsseiten des Aufsatzes sind der Zauberer Virgil im Korbe und die Ehebrecherin mit dem Mund der Wahrheit (Bocca della Verità) dargestellt, nur diese beiden Szenen sind zusätzlich durch Inschriften kommentiert. Die beiden oberen Schmalseiten des Modellofens zeigen Wappenschilde mit Helm und Kleinod, jenes mit nach links gewendeten feuerspeienden Greifen ist bislang ungedeutet, das gespaltene mit steigendem Löwen und drei Lilien gehört der Nürnberger Patrizierfamilie Busch.
Den Darstellungen von Simson und Delila, Salomons Götzendienst sowie Aristoteles und Phyllis dienten im Jahre 1545 bzw. um 1538 entstandene Kupferstiche von Hans Brosamer (1495–1554) als Vorbilder, die Bathseba im Bade dagegen wurde nach einem Stich des Jakob Binck (1490 oder 1504–1569) gestaltet, und die Vorlage für die Szene mit dem Mund der Wahrheit nach der Virgil-Sage war 1533/34 von Georg Pencz (um 1500–1550) geschaffen worden. Für die Darstellung des Virgil im Korbe konnte bislang noch keine Kupferstichvorlage nachgewiesen ist. LL
Entstehungsort stilistisch: Nürnberg (?)