Im Auftrag des Moskauer Museums der Völker der Sowjetunion (vor 1931 Zentrales Museum für Völkerkunde) hielt sich Vogeler von Anfang Juni bis Ende August 1939 im südlichen Kaukasus (Aserbaidschan und Armenien) auf, um den sozialistischen Aufbau der Regionen als „malender Reporter“ künstlerisch zu dokumentieren. Die erste Station seiner Reise war der Baumwollkolchos Lenin, der sich 15 Kilometer von Kirowabad (heute Gandscha) befindet. Dort entstanden zahlreichen Arbeiten, die das Leben und Arbeiten im Kolchos wiedergeben. Im Zusammenhang mit dieser Reise überarbeitete Vogeler auch ein Fragment aus dem Komplexbild „Baumwolle“ (1932, WVZ Noltenius 2000, 289), das im Rahmen einer früheren Fahrt nach Kleinasien entstanden war und nun durch die Thematik usbekischer Baumwoll-„Leiharbeiter“ aktualisiert wurde. Gemäß den Vorgaben des Sozialistischen Realismus zeigt Vogeler auf seinem Bild eine geschäftige Gruppe von Männern und Frauen, teilweise in traditioneller usbekischer Tracht, bei der Baumwollernte. Im Vordergrund prüft ein Vorarbeiter in braunem Arbeitskittel und mit herkömmlicher usbekischer Kopfbedeckung die Qualität der Baumwolle, während im Hintergrund eine stolz lächelnde Arbeiterin mehr Fasern zur Begutachtung bereithält. | Maike Steinkamp