„Ich bin ein Maler eleganter Frauen, ich male guten Gewissens, was ich schön finde“ (zit. nach Holger Behling, Georg Walter Rössner, 1885–1972, Flensburg 1985, S. 25). Was den Künstler Rößner nach eigener Aussage am deutlichsten charakterisierte, hatte bereits im Frühwerk seinen Anfang genommen. In den 1920er- und 1930er-Jahren avancierte er zum gesuchten Porträtisten der Berliner Gesellschaft, dessen Frauenbildnisse häufig auch die Titel von Zeitschriften wie „Jugend“, „Die Gartenlaube“ oder „Die Dame“ zierten. Im Vergleich zu diesen sind im vorliegenden Gemälde Haltung und Habitus der Frau weniger mondän und der Mittel- und Hintergrund szenisch ausgestaltet. Motivisch verwandt ist das Bild „Im alten Meißner Garten“ von 1910/1912 (ebd., Abb. S. 6). 1885 in Leipzig geboren erhielt Rößner noch als Schüler Privatunterricht bei Georg Kolbe und ging mit diesem 1904 nach Berlin. Dort vermittelte Kolbe ihn an Lovis Corinth, dessen Einfluss sein Werk neben den Arbeiten des Impressionisten Édouard Manet in den 1910er-Jahren prägte. Wie einst Corinth studierte Rößner 1905/1906 an der Académie Julian in Paris und pendelte im Anschluss eine Zeit lang zwischen München und Berlin, auch darin seinem Lehrer biografisch folgend. Das Bildnis der Frau des Künstlers, Charlotte Kamke (1888–1962), wurde erstmals in der Ausstellung der Berliner Secession 1913 gezeigt, 1917 für den Staat angekauft und ein Jahr später an die Nationalgalerie überwiesen. | Katharina Wippermann