Zeitlebens zogen Menzel die neu erschlossenen Gebiete am Stadtrand an, und seine täglichen Wege führten an Baustellen und Ödland vorbei, und während ihn die repräsentativen Bauten des von Schinkel neu gestalteten Berlin nur sehr beiläufig zu interessieren vermochten, finden sich Sandwege, Baustellen, unscheinbare provisorische Nutzbauten in vielen seiner Skizzen und Bilder aus den vierziger Jahren. Die Ufer des Schafgrabens, des heutigen Landwehrkanals, in dessen Nähe er wohnte, hat Menzel wiederholt gezeichnet und ihnen eine Radierung (1843/44) von surrealer Stille gewidmet. Eine Anzahl besonders dynamisch gekritzelter Bleistiftzeichnungen (vgl. »Weide«, um 1844, Kupferstichkabinett, Berlin) schildert die ruinösen Stämme und das wild wuchernde Gezweig der Weiden, die das Wasser säumten und die auch von Fremden bewundert wurden. Das Gemälde »Bauplatz mit Weiden« wird von einem silbrigen Blaugrün bestimmt, das voluminös in den Vordergrund drängt, während alle Räumlichkeit nach rechts und links gepreßt wird. Sehr differenziert, in einem milchigen Ton ansetzend und, von Lichtspritzern überstreut, in eine braune Schattenzone überleitend, tritt es in einen klaren Komplementärkontrast zum leuchtenden Hellrot der Baustelle im Hintergrund. Hier, und in dem Gelb des hinteren Gebäudes, sammelt sich die Wirkung des starken Sonnenlichtes unter dem mattblauen Himmel. Vielerlei Materialitäten – kleinteiliges Blattwerk und weiches Gras, schimmerndes Wasser und schmutziger Sand – fordern unterschiedliche Möglichkeiten eines Pinsels heraus, der bald zart, bald summarisch und grob sein kann. Unerwartet wird im Hintergrund kleinteiliges menschliches Treiben sichtbar: Maurer und Zimmerleute auf der Baustelle, Pferdeführer an der Tränke links. So begegnen einander auch auf der Figurenebene ländliches und modernes Leben. | Claude Keisch