A) Karte aus Karton, die ein Foto der Baustelle des Kulturforums in Berlin zeigt, darüber liegend zweimal der Hashtag "haymat". Oben rechts in der Ecke klein das Logo des Telefonanbieters "ay yıldız".
b) Karte aus Karton, die ein unscharfes Foto einer Berliner S-Bahn zeigt, darüber liegend der Hashtag "haymat". Oben rechts in der Ecke klein das Logo des Telefonanbieters "ay yıldız", unten rechts die Webadresse "ayydiliz.de/haymat".
Ay yıldız war der erste deutsche Telefonanbieter (Tochter der deutschen Telefónica Holding, die Tochter der spanischen Telefónica ist), der sich an eine türkischstämmige/türkischsprachige Kundschaft richtete, die regelmäßig von Deutschland aus in die Türkei telefoniert. Das Unternehmen rief als Werbemaßnahme das Projekt "Haymat" aus: Alle Interessierten konnten im Sommer 2019 unter dem Hashtag #haymat ihre Antwort auf die Frage "Was bedeutet Haymat für dich?" auf Instagram, Facebook, Twitter oder der Social Wall des Unternehmens posten. Die Karten sind Produkt eines so genannten "Poster-Generators" des Telefonanbieters. Dort konnte ein Foto hochgeladen und mit Text und Hashtag versehen werden, das Unternehmen fügte seinen Namen (und z.T. die Projektwebsite) hinzu. Bei den Karten handelt es sich um Ausdrucke zweier über den "Poster-Generator" erzeugter Motive.
Der Hintergrund der Werbeaktion sind die Debatten um Heimat/Heimaten/Haymat/usw., die spätestens mit der Ergänzung "für Bau und Heimat" im Namen des Bundesministeriums des Innern im Jahr 2018 in Deutschland gesellschaftlich breit geführt wurden. Positionen reichten von dem vor allem in rechten Kreisen geäußerten Wunsch nach einem erneuten positiven Bezug zur "ureigenen Heimat" über Kritik an der Geschichtsvergessenheit und ausschließenden Tendenzen der Befürworter*innen des Begriffs bis hin zu Versuchen, ihn neu und anders zu besetzen. Das Unternehmen Ay yıldız gab werbewirksam solchen Stimmen Raum, für die "Heimat" mehr oder auch etwas gänzlich anderes als einen einzigen geographischen Ort bedeutet.