In expressiver Stilisierung der Körperformen hat der Bildhauer Schumacher eine männliche Figur im Moment des Fallens dargestellt. Auf die Knie gesunken, den Blick nach unten geheftet, den Oberkörper aber noch aufgerichtet und die Arme emporreißend, strömt aus einer tiefen Wunde in Höhe des Herzens Blut, das sich wie ein Gewand um die Hüften legt, die Scham des nackten Körpers bedeckt und an den Beinen hinunterfließt. Die Pose des fallenden, sterbenden Menschen, die feingliedrige Gestalt sowie deren verlängtes, schmales Gesicht lassen Analogien zu den Skulpturen Wilhelm Lehmbrucks erkennen (vgl. „Der Stürmende [Getroffener]“, NG 32/61, und „Der Gestürzte“, NG 5/79), die Schumacher bekannt waren. Es ist daher naheliegend, seine Bronze „Fallender“ als Symbolfigur für das Kriegssterben zu deuten. Nachdem sich der Künstler in den 1920er-Jahren in der kommunistischen Arbeiterbewegung engagiert hatte, war er ab der Machtübernahme der Nationalsozialisten im antifaschistischen Widerstand aktiv. Als Meisterschüler von Ludwig Gies teilte er sich mit Fritz Cremer ein Atelier in Berlin-Tempelhof, das auch als Treffpunkt für Widerstandskämpfer fungierte. 1942 stürmte es die Gestapo und zerstörte zahlreiche Werke Schumachers. Der Künstler wurde verhaftet und kurze Zeit später wegen seiner Zugehörigkeit zur Roten Kapelle hingerichtet. | Irina Hiebert Grun