In seinem „Selbstporträt mit Spiegel“ zeigt der Maler, Zeichner und Grafiker Bruse ein Bild im Bild. Links hält er die Kante des ungerahmten Spiegels, mittels dessen er sich selbst gemalt hat. Der ernsthafte Blick eines jungen Künstlers, der sich noch nicht in seinem gewählten Beruf etablieren konnte, sowie die strengen Gesichtszüge finden sich nicht nur in zahlreichen Selbstporträts wieder, sondern auch in den Bildern von Arbeitern, für die er später bekannt wurde. Bruse war in Magdeburg aufgewachsen und wurde dort mit circa 14 Jahren Fabrikarbeiter. Später belegte er neben einer Kaufmannslehre Zeichenkurse, danach schloss er ein Volontariat im Druckeratelier eines Grafikers an. Als Maler war Bruse Autodidakt und unterhielt, soweit bekannt, anfangs keine Beziehungen zu anderen Magdeburger Künstlern. 1932 trat er der KPD bei. Aufgrund seiner Mitwirkung als Zeichner an der Zeitung „Tribüne“ und weiterer Aktivitäten wurde er 1934 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt. Nach anderthalb Jahren Zuchthaus erhielt er Mal- und Ausstellungsverbot. Wegen der fortwährenden Beteiligung am kommunistischen Widerstand folgte Anfang 1945 erneut eine Anklage wegen Verrats, nach der Befreiung Magdeburgs durch sowjetische Truppen wurde er jedoch gerettet. Bald darauf setzte die breitere Wahrnehmung seines künstlerischen Werkes und seiner Ausstellungen ein. 1947 zog Bruse nach Berlin. In der DDR wurde er als Künstler, aber auch als kommunistischer Widerstandskämpfer gefeiert. | Emily Joyce Evans