Das Museum der Völker der Sowjetunion beauftragte Vogeler 1940 erneut mit einer Reise, die ihn im Herbst nach Kabardino-Balkarien im Nordkaukasus führte. Er sollte Bilder für die 1942 geplante Ausstellung „Unsere Heimat“ schaffen, die letztlich jedoch nicht zustande kam. Gefordert waren Werke, welche „die Typen der heutigen Sowjetmenschen und deren Lebensbedingungen“ darstellen, wie der Bremer Baumwollkaufmann Georg W. Hirschfeld, der den Künstler 1940 in Moskau besuchte, schrieb (Georg W. Hirschfeld, Besuch bei Heinrich Vogeler in Moskau, 17.3.1940, zit. nach Worpswede – Moskau, Ausst.-Kat., Worpswede, 1989, S. 227). Während Vogeler auf einigen Bildern in ausdrucksstarken Farben die ursprüngliche Gebirgslandschaft Kabardino-Balkariens („Gebirgslandschaft in Kabardino-Balkarien“, A III 291 und „Balkarische Gebirgslandschaft mit Reiter“, A III 292) mit ihren traditonellen Holzhäusern und alten Siedlungen („Alte Siedlung in Kabardino-Balkarien“, A III 301) zeigte, veranschaulichte er auf anderen den industriellen Fortschritt der Region. So malte er unter anderem die in einem weiß-rosa schimmernden hohen Bergmassiv gelegene neue Industrieanlage „Tyrnyaus-Kombinat in Kabardino-Balkarien“ (A III 300), in der chemische Produkte hergestellt und auch die in der Region gefundenen Erzvorkommen verarbeitet wurden. Es ist gerade diese Ambivalenz zwischen Alt und Neu, dem „Werden“ und dem Erfolg der sowjetischen Völkergemeinschaft, die in Vogelers Bildern aus diesen Jahren immer wieder deutlich zum Vorschein kommt und neben den landschaftlichen Eindrücken auch die propagandistische Funktion der Werke hervorscheinen lässt. | Maike Steinkamp