Das Gemälde, von Menzel ursprünglich auch »Die Bittschrift (Der Spazierritt)« genannt, zeigt eine so nicht belegte, jedoch mögliche historische Szene aus dem Leben Friedrichs des Großen. Unmittelbar nach den Erfahrungen der Revolution von 1848 gemalt, verweist diese Darstellung von Volksnähe, einer letzten Instanz zur Vorbringung von Bitten, auch auf politische Hoffnungen. Menzel bezweckte, »den Fürsten darzustellen, den die Fürsten haßten, und die Völker verehrten […] den alten Fritz, der im Volke lebt« (Menzel an J. J. Weber, 17.7.1839, in: Adolph Menzel, Briefe, Bd. 1, Berlin 2009, S. 114). Der Überlieferung nach gab es unter Friedrich II. die Möglichkeit, unter dem ›Baum der Gnade‹ vor dem Neuen Palais in Potsdam stehend Petitionen vorzubringen. Sah der König dort jemanden, wußte er, daß an seine Hilfe appelliert war. Wartet hier das junge Paar auch an einer Landstraße und ist das Neue Palais nur in der Ferne erkennbar, scheint doch an dieses Rechtsmittel erinnert.
Das Bild solle, »giebts Gott, das Saatkorn einer langen Ähre werden«, hoffte Menzel (Brief an Carl Heinrich Arnold, 16.1.1849, in: ebd., S. 262, Brief 250). Und wirklich folgten in den nächsten Jahren ein Reihe wichtiger Werke zum Leben Friedrichs II. Das Auftaktbild ist bestimmt durch den ungeschönt, aber atmosphärisch reich wiedergegebenen Landschaftsraum mit dem aufgeregt wartenden Paar im Vordergrund. Daran entzündete sich dann auch die erste Kritik an dem Werk. Längere Zeit stand es bei Ignaz von Olfers, dem Generaldirektor der Museen, über den Menzel hoffte, es in die königliche Sammlung zu bringen. Olfers aber verlangte, so Menzel, »dass ich den Weg, den der König entlangreitet, gleichsam planieren und säubern sollte« (zit. nach: Erinnerungen an Adolph Menzel, Leipzig 1992, S. 63). Der Menzel wie andere Maler fortan begleitende Konflikt zwischen idealistischer und realistischer Geschichtsmalerei kündigte sich an. | Angelika Wesenberg
Erworben mit Unterstützung des Vereins der Freunde der Nationalgalerie, der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung