Carl Philipp Fohr zeigte unter dem Einfluß seines späteren Biographen, des Pädagogen und Historikers Philipp Dieffenbach, frühzeitig ein lebhaftes Interesse für die Welt des Mittelalters. Entscheidende Impulse zur Wiederbelebung mittelalterlicher Legenden und Märchen empfing er in seiner Heimatstadt Heidelberg von der Sammlung altdeutscher und altniederländischer Gemälde der Brüder Boisserée sowie durch den Kontakt zur Romantikergruppe um Clemens Brentano, Achim von Arnim und Johann Joseph von Görres. 1816 reiste Fohr nach Rom, teilte dort mit Joseph Anton Koch das Atelier und stand in enger Verbindung zu den Nazarenern. Zwei Jahre später, erst 22jährig, ertrank er beim Baden im Tiber.
Neben Landschaftsaquarellen und Zeichnungen hinterließ Fohr nur sieben Ölbilder. Das während seines Münchner Akademieaufenthaltes entstandene Gemälde »Der verirrte Ritter« sandte Fohr im März 1816 an Wilhelmine von Baden, Großherzogin von Hessen, die den jungen Heidelberger, ihren Landsmann, wohlwollend unterstützte. In dem Begleitbrief schrieb Fohr: »Eure Königliche Hoheit geruhen in der mitfolgenden Kiste drey Gemälde zu empfangen. Es sind die ersten Versuche, Gegenstände meiner Erfindung in Ölfarben darzustellen«. Zu dem »Verirrten Ritter« äußerte er: »Das größte ist Composition«. Auch erwähnte er seinen Freund, den Maler Ludwig Sigismund Ruhl, der ihn in die Technik der Ölmalerei eingeführt habe (zit. nach: K. von Hardenberg und E. Schilling, Karl Fohrs Leben, Freiburg im Breisgau 1925, S. 53).
Fohr ließ in die Darstellung Erinnerungen an das Heidelberger Schloß und die Rheinebene einfließen. Hinter vielverzweigten dunklen Bäumen eines Waldes wird eine Flußlandschaft mit einer mittelalterlichen Burganlage sichtbar. Am Waldrand im Vordergrund begegnen Edeldamen mit Kindern einem prächtig gekleideten Reiter. Unter dem Eindruck altdeutscher Malerei, besonders der Gemälde Altdorfers, welche Fohr bei den Boisserèes sehen konnte, entschied er sich für die kostbare Goldgrundierung. Ohne den Inhalt näher zu beschreiben, bezeichnete er sein Werk im oben erwähnten Brief als »Gebilde meiner Phantasie« (zit. nach: ebd., S. 53). Bereits Dieffenbach versuchte in seiner 1823 erschienenen Lebensbeschreibung des Malers das Bild zu deuten, wodurch es seinen Titel erhielt: »Ein junger Ritter [...] scheint sich verirrt zu haben« (Ph. Dieffenbach, Das Leben des Malers Karl Fohr, Frankfurt am Main 1918, S. 60). | Birgit Verwiebe