So großes Gewicht legte der Sammler Joachim Heinrich Wilhelm Wagener in den Jahren nach 1815 auf den Maler Karl Friedrich Schinkel, daß er auch Kopien von dessen nicht mehr erreichbaren Bildern – in diesem Fall bei Johann Friedrich Bonte – in Auftrag gab. Das Original »Erntefestzug« (Verbleib unbekannt) hatte Schinkel für den Staatskanzler und Fürsten Karl August von Hardenberg (1750–1822) gemalt, dessen Schloß und Kirche in Neuhardenberg (bis 1814 Quilitz) er bald darauf umbauen sollte.
Morgenstimmung herrscht um das kolossale Standbild der Fortuna publica (auch Ceres genannt) und um die gewaltige Eiche, die allein, im Gegenlicht, die Mitte einnimmt. Der Hintergrund ist beherrscht von den lückenhaften Mauern einer Burgruine im rosigen Licht – dem in der Nähe Göttingens gelegenen Stammsitz der Freiherren von Hardenberg. Von dorther nähern sich Bauern in beschwingtem Schritt mit den Produkten ihrer Arbeit. Die Bildidee erschließt sich aber erst durch die an der Spitze des Zuges geführte Adlerstandarte mit den königlichen Initialen: Der Sieg über Napoleon und das Glück der Landleute sind gleichermaßen den preußischen Reformen zu verdanken, an deren Konzept und Durchsetzung Hardenberg nach dem Freiherrn vom Stein den Hauptanteil hatte und zu denen auch die Bauernbefreiung gehörte. | Claude Keisch