In dem großformatigen Kasten befindet sich eine Totenkrone aus verschiedenen, deutlich verblichenen Kunstblumen aus Papier und Stoff. In den beiden oberen Ecken »verstecken« sich Engel aus Modelliermasse in den Blättern, und auch der Engel, der hinter der großen Blüte mit den gelben Wachsperlen am unteren Teil des Kranzes hervorwinkt, ist erst auf den zweiten Blick zu entdecken. Der Anflug von Humor, der durch diese Engel spricht, verweist auf das Alter der betrauerten Person: Das Kind, dem das Haarbild gewidmet ist, wurde nur wenige Wochen alt. Seine Lebensdaten stehen auf einem von einer Papierborte eingefassten Stück Papier: »geboren, den 19. Septbr 1889 / gestorben, den 27. October 1889«. Der Zettel wird flankiert von zwei goldgeprägten, betenden Engeln. Darüber befinden sich, als Haararbeit in winzigen Schlaufen ausgeführt, die Initialen des betrauerten Kindes: »A. I. Sch.« Das gold- und silbergeprägte Sinnbild darüber zeigt Kreuz, Herz und Anker. Sie stehen für Glaube, Liebe und Hoffnung, die drei göttlichen Tugenden des christlichen Glaubens, die nicht nur im Totengedenken eine Rolle spielen.
Der verglaste Holzkasten ist mit weißem Moirépapier ausgekleidet und mit einer geprägten Goldborte verziert. Auf der Rückwand befindet sich ein Stempel: »Fr. Grossmann / Buchbinder / Altenstaig«. Mauricio Kagel erwarb den Erinnerungskasten 1980 in Stuttgart für 250 DM.
Literatur: Jana Wittenzellner (2020): Haarbilder. Erinnerungen unter Glas. Husum: Verlag der Kunst.