Der „Laufende Bär“ ist ein Teilabguss der Figurengruppe „Laufende Bären“ beziehungsweise „Zwei trabende Bären“ (WVZ Gabler 2007, 218). Gaul hatte die Bärengruppe noch während des Ersten Weltkriegs auf der Berliner Secession präsentiert und mit seinem Galeristen, Paul Cassirer, eine Auflage von elf Exemplaren bestimmt. Der Guss und der Vertrieb der Gussteile als Einzelfiguren erfolgte wohl ausschließlich posthum, insbesondere der vorliegende Teilabguss des mit drei Pfoten aufsetzenden Bären ist im Gegensatz zu seinem Pendant (Museum der bildenden Künste Leipzig, WVZ 219) nachweislich mehrfach vertrieben worden. Die Entstehung des „Laufenden Bären“ fiel in eine Phase intensiver Auseinandersetzung des Künstlers mit diesem Großtier (vgl. „Stehender Bär“, B I 539) – jedoch ausschließlich im kleinen oder Kleinstformat. Durch die runden Formen des Kopfs, der Tatzen und Muskelpartien wird der Eindruck eines vor sich hin trottenden, etwas tapsigen Jungtiers vermittelt. Gaul hat hier jedoch jegliche Interaktion und damit den seinen Gruppen oft innewohnenden spielerisch-narrativen Charakter vermieden. | Yvette Deseyve