Die kubistische Komposition lässt einen Innenraum mit einem schachbrettgemusterten Fliesenboden erkennen. Auf einem Tisch sind eine Kanne, zwei Schüsseln, ein Glas und eine Pfeife zu sehen. Im Hintergrund erstreckt sich eine Art Gartenlandschaft mit einem Baumstamm, Blumen, Grünpflanzen und gepflasterten Wegen. Dass es sich hier um den Blick aus einem Fenster handelt, scheinen die rote Gardine und der fingierte Innenraum anzudeuten. Die Grenze zwischen Innen- und Außenraum ist jedoch nicht eindeutig zu bestimmen. Allein die Farbtöne, außen eher Grün und Grau, innen vornehmlich Rot und Schwarz, scheinen die beiden Zonen zu markieren. Bis in die 1920er-Jahre hinein waren Molls Stillleben besonders von Henri Matisse geprägt. Das Ehepaar Marg und Oskar Moll verband nicht nur eine Freundschaft mit dem Maler, es sammelte auch seine Werke. Ende der 1920er- und in den 1930er-Jahren beeinflussten geometrische Elemente zunehmend Molls Gemälde. Im „Stillleben am Fenster“ verschmelzen kubische Formen mit der Farbbehandlung eines Matisse. Seit den 1920er-Jahren unternahm Moll zahlreiche Auslandsreisen. Vermutlich ist dieser Ausblick von einer südeuropäischen Landschaft inspiriert, wie auch der posthum vergebene Beititel „Rapallo“ nahelegt. | Anja Pawel