Das Alabaster-Werk zeigt den Kirchenlehrer und Bibelübersetzer Hieronymus, der sich zur Buße in die Einöde zurückgezogen hatte und dessen einziger Begleiter ein Löwe war. Die Statuette weist eine feine Oberflächenbehandlung auf, die jeden Knochen und jede Sehne des Heiligen hervortreten lässt. Die zerklüftete Landschaft korrespondiert mit Hieronymus’ ausgemergeltem Körper: Seine riesenhaft expressiven Füße scheinen wie Wurzeln mit dem Erdreich zu verwachsen. Der Eremit versinnbildlicht mit seinem asketischen Körper die Versteinerung selbst. Hieronymus ist gezeigt, wie er einen Totenschädel umklammert hält und sehnsüchtig zu einem – ehemals wohl vorhandenen – Kreuz aufblickt. Attribut und Körperhaltung legen nahe, dass er über die menschliche Vergänglichkeit nachdenkt, der die Unendlichkeit Gottes gegenübersteht. Die Statuette konnte bisher keiner Künstlerpersönlichkeit zugewiesen werden. Ihre Nähe zum künstlerischen Idiom von Burgos macht eine Zuschreibung an Diego de Siloé (um 1490/1495–1563) oder seinem Umkreis wahrscheinlich.
Entstehungsort stilistisch: Spanien