Der Erste Weltkrieg war längst zu Ende und Kaiser Wilhelm II. im holländischen Exil, da schuf Klee zwei sich ergänzende Blätter mit dem „grossen Kaiser“. Er krönte damit seine Parodien der wilhelminischen Monarchie; sie zeigen den Satiriker Klee auf der Höhe seiner Zeit: Im farbkräftigen Blatt „Der grosse Kaiser, zum Kampf gerüstet“ (1921; Zentrum Paul Klee, Bern) hat er die kaiserliche Majestät in der auftrumpfenden Gebärde des Aggressors vorgeführt. Eine attrappenhafte Herrscherfigur, die Hände zu riesigen Kugelfäusten geballt und von flammendem Rot angefeuert. Im Blatt aus dem Museum Berggruen reitet der „grosse Kaiser“ durch gelbbraunen Schlamm in den Krieg. Die Kugelfäuste des „Unbesiegbaren“ sind zu kleinen Paukenschlägeln verkümmert, deren Bewegung allein den charakteristischen Bart und den Helmpickel in Schwingung hält. Nun reitet er, die spitzen Sporen klirren – doch wo ist das Pferd? Klees Wilhelm II. reitet mit geschlossenen Augen über dem Abgrund heroischer Illusion einher, der letzte Funke von Realpolitik ist ihm abhanden gekommen. Der Künstler gibt die Travestie von Pathos und Lächerlichkeit, Großmannssucht und Hinfälligkeit eines autoritären Feudalsystems, das mit dem Weltkrieg und der Novemberrevolution von 1918 zu Ende war. | Roland März