Mit ihrem zweiten Gatten Friedrich Schlegel konvertierte Dorothea Veit, Tochter des berühmten jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn, zum Katholizismus. 1808 ließen sich die Schlegels in Wien nieder. Wenig später folgten die beiden Söhne aus erster Ehe, Johannes und Philipp Veit, nach Wien und konvertierten ebenfalls. Philipp wurde nicht, wie es die Mutter wünschte, Priester, sondern wählte eine künstlerische Laufbahn. Friedrich Schlegel schrieb ihr beruhigend, Philipps Beruf als Maler sei, »so wie er ihn nimmt, schon an sich sehr edel und selbst für die Religion wichtiger […], für unsere Zeit besonders, als der eines gewöhnlichen, wenn auch frommen Priesters« (zit. nach: L. Justi, Von Runge bis Thoma, Bd. 1, Berlin 1932, S. 75). Zunächst aber trat Philipp Veit mit seinem Freund Joseph von Eichendorff 1813 dem Lützowschen Freikorps bei. Nach dem Ende der Freiheitskriege ging Veit 1815 nach Rom und schloß sich dort den Nazarenern an. In den darauffolgenden zwei Jahren beteiligte er sich an der Ausmalung der Casa Bartholdy (vgl. Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 419). Nach erfolgreicher Beendigung dieser Wandbilder erhielten die Nazarener weitere Freskoaufträge, so auch Veit, der sowohl für das Casino Massimo als auch im zum Museo Chiaramonti ernannten Nordflügel des Vatikan tätig war. Dort entstand sein Fresko »Die Religion«, welches er mit diesem Gemälde wiederholte und 1819 im Palazzo Caffarelli ausstellte. »Die Geschichtsmalerey«, schrieb das »Kunst-Blatt«, »hat von Oehlbildern wenig große, aber einige sehr gute geliefert. Unter diesen steht die Religion von Ph. Veit aus Berlin oben an« (Kunst-Blatt, Beilage des Morgenblatts für gebildete Stände, 1819, H. 7, S. 26). Gehüllt in einen goldenen Mantel sitzt eine die Religion verkörpernde weibliche Gestalt auf antiken Trümmern. Mit der Linken hält sie ein bis zum Boden reichendes Kreuz, in der Rechten das Palmblatt der Märtyrer. Ihr zu Füßen ein Blutkrüglein und Marterwerkzeuge, im Hintergrund die Ruinen des Kolosseums in Rom, das unter Papst Pius VII. christlich geweiht wurde. Rechts unten, neben dem Monogramm des Künstlers, malte Veit den Stengel eines Rittersporns, nach Justi wohl eine Anspielung auf seine patriotische Gesinnung während der Freiheitsbewegung. »Den Sieg des Christentums adlig zu versinnbildlichen war Veits Grundgedanke«, schrieb Paul Ortwin Rave anläßlich der Erwerbung des Gemäldes durch die Nationalgalerie (Der Kunstwanderer, 8. Jg., 1926, H. 1/2, S. 198–199). | Birgit Verwiebe