Das komplex verschachtelte, mit Figuren fast vollgestopfte Bild zeigt Kinder und Frauen in einer gezimmerten Kammer. Die Mittelachse des Gemäldes wird oben von einer schaukelnden Frau mittleren Alters und unten von einer als sitzender Rückenakt gegebenen Alten bestimmt. Letztere sollte nach Beckmann nicht nur eine gewisse Hässlichkeit, sondern auch die Tragik des Alterns verdeutlichen (Max Beckmann, Die Realität der Träume in den Bildern, München/Zürich 1990, S. 26). Um die beiden herum ordnen sich die weiteren Figuren als Kreisform und involvieren das Sehen der Betrachter:innen. Ausgangspunkt dafür sind die zwei Säuglinge am Boden, die voneinander wegstreben und den Blick in unterschiedliche Richtungen lenken können. Beckmann hat hier zu einer Komposition gefunden, die er immer wieder variieren sollte. Mit dem Thema schließt das Gemälde an die ältere Kunst an (vgl. Albrecht Dürers gleichnamige Zeichnung von 1496; Kunsthalle Bremen) und verdeutlicht in Kombination mit der Form ein historisch informiertes Künstlerselbstverständnis: „Das Wichtigste ist mir, wieder zu einer klaren und absolut festen Form zu kommen: die Rundheit in der Fläche, die Tiefe im Gefühl der Fläche, die Architektur des Bildes. Eine möglichst große Summe von Vitalität in glasklare Linien und Flächen einzusperren! […] Das Bild [„Frauenbad“] soll wirken wie ein gotisches Glasfenster.“ So äußerte sich der Maler gegenüber seinem Münchner Verleger Reinhard Piper im Juli 1919 und zielte programmatisch auf eine „Metaphysik in der Gegenständlichkeit“ (ebd., S. 25, 27). | Olaf Peters