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OrtNiederbayern (Regierungsbezirk)x
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Maria mit dem Kind

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst [7056]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1908500&resolution=superImageResolution#4543130 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Die nur mittelgroße Figur zeigt Maria auf einem schlichten polygonalen Sockel in einer stark in sich gedrehten Haltung, die die Dreidimensionalität des Werks betont. Das rechte Bein ist weit nach vorn geschoben, die Fußspitze sichtbar. Eine Gegenbewegung stellt die weit nach außen und vorn gestellte linke Hüfte dar, der Oberkörper ist weit zurückgenommen, das Haupt leicht nach links gewandt. Diese um 1400 geläufige Pose ist bei dieser Madonna deshalb auffallender als bei anderen, weil ihr Bildschnitzer der damals etwa in Salzburg verbreiteten Tendenz, den Körper weitgehend unter dem Gewand zu verbergen, kaum folgt. Die vergleichsweise geringe Dicke des Kleiderstoffs offenbart sich in den zahlreichen Fältelungen des Untergewands, das sich infolge seiner Länge unten stark staut. Zugfalten strahlen vom rechten Knie nach unten aus, brechen bzw. biegen dann aber zur anderen Seite hin um. Der Mantel wird von der rechten Schulter quer vor den Körper gezogen und unter dem Kind eingeklemmt. Es entstehen große, regelmäßig hängende Schüsselfalten sowie an den Seiten Gehänge mit gewellten Säumen unter der vorgestreckten, ursprünglich einen Gegenstand (Apfel?) haltenden Rechten und weiter herabhängend unterhalb des Kindes. Ein schönes und seltenes Motiv ist die nur im Halbprofil von links sichtbare geschwungene Falte unterhalb des rechten Ellbogens. Unter einer verlorenen Krone trägt Maria einen Schleier, dessen deutlich längeres Ende über die rechte Schulter nach vorn fällt und von der weit ausgestreckten rechten Hand des Kindes ergriffen wird. Dessen Schüsselfalten harmonieren mit denen des Mantels. Der Schleier verhüllt nur leicht das fein gerillte Haar, das ein längliches, erstaunlich flaches Gesicht rahmt. Unter einer sehr hohen und nicht besonders gewölbten Stirn sind die nahezu brauenlosen Augen kaum vertieft, der Mund ist schmal, das Kinn sehr klein und fast fliehend.

Maria hat ihren Kopf zwar leicht zum aufrecht über ihrer linken Hüfte sitzenden Kind gewendet, blickt dieses aber ebenso wenig an wie der Knabe die Mutter. Beide schauen nach vorn, ohne einen somit deutlich zu verortenden Betrachter zu fixieren (allerdings besitzen die Augen nicht mehr ihre ursprüng liche Fassung). Klar erkennbar sind hingegen die einzelnen ikonografisch wichtigen Motive. Die linken Hände berühren sich, das Kind umgreift gar die drei mittleren Finger der Mutter; die Verschränkung der Finger – bei Madonnenskulpturen nicht allzu häufig – suggeriert intime Nähe sowie Kindlichkeit und menschliche Natur Christi. Auf den späteren Kreuzestod verweisen die gekreuzten Beinchen und die somit sichtbar werdenden Fußsohlen sowie auch das unwillkürliche Herüberziehen des Schleiers durch das Kind. Hochmittelalterliche Theologen (Albertus Magnus, Ludolf von Sachsen u. a.) hatten an die Verwendung des Marienschleiers als Lendentuch Christi geglaubt und diesen Zusammenhang der meditativen Betrachtung des Gläubigen in populären Texten anempfohlen (bereits in den Meditationes vitae Christi des Pseudo-Bonaventura, um 1300). Außerdem habe Maria bereits bei der Geburt das Neugeborene mit ihrem Kopftuch bedeckt. Das bei Madonnen des 14. und 15. Jahrhunderts überaus beliebte Motiv des vom Kind ergriffenen Schleiers ließ sich offenbar vielfältig deuten und bot dem Betrachter bewusst einen breiten Spielraum zur frommen Interpretation. Darüber hinaus erinnern in unserem Fall der Griff des Kindes und die Einrollung des Schleiers an einen Rotulus, eine Schriftrolle, die in der Hand von Jesuskindern bei Madonnen des 14. Jahrhunderts als Anspielung auf den fleischgewordenen Logos verstanden werden konnte.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen und im Alpenraum 1380 bis 1440. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2019)

Angaben zur Herkunft:
um 1425
Entstehungsort: Ostbayern (Straubing/Passau)

Material/Technik

Pappelholz (Populus tremula L.), Fichtenholz, polychromiert

Maße

Höhe: 93 cm; Breite: 36 cm; Tiefe: 21 cm; Gewicht: 9,3 kg

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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