Ab etwa 1925 orientierte sich Rudolph nicht mehr an stilistischen Vorbildern oder den Zeitströmungen, er folgte allein der eigenen Kunstauffassung, die er, nicht weiter differenzierend, als Realismus beschrieb. Zumindest die Landschaftsdarstellungen könnte man stilistisch als spätimpressionistisch von Dresdner Prägung beschreiben – er hatte seine Ausbildung bei Robert Sterl und Carl Bantzer an der Dresdner Kunstakademie erfahren. Rudolph setzte viele seiner Motive gleichwertig auch in Holzschnitten um. Dieser hochbedeutende Bereich seiner Kunst gipfelte nach dem Zweiten Weltkrieg in Serien mit Ansichten des zerstörten Dresden. Die Landschaftsbilder zeigen den Dresdner Raum und immer wieder auch Motive aus Rudolphs Heimat am Rand des Erzgebirges. Seine abendliche Ansicht mit den malerischen Gebäuden neben einem Bach am Waldrand, belebt einzig durch das Pferd vor einem Planwagen, ist aus kurzen, sichtbar nebeneinandergesetzten Pinselhieben aufgebaut. Rudolph behielt diese Malweise, die sich aus dem Impressionismus herleitet, bis zum Spätwerk bei. In der deutlichen Schraffur lässt sich eine Parallele zu den Schnitten in den Druckstöcken erkennen. Von etlichen jener Bilder, so auch von dem vorliegenden, gibt es einen seitenverkehrten Holzschnitt (Privatsammlung, Dresden). Rudolph nahm um 1930 an zahlreichen Ausstellungen teil und war für seine kultivierte Malerei anerkannt. | Angelika Wesenberg