Mit dem Kunst- und Buchhändler Israel Ber Neumann (1887–1961) stand Jaeckel seit seiner Ankunft in Berlin in Kontakt. Im Winter 1913/1914 publizierte Neumann unter dem Titel „Kompositionen“ zehn Radierungen des Künstlers, die von Menschen, Liebe und Natur handeln, und im Sommer 1915 dessen gegen den Krieg gerichtete lithografische Mappe „Memento 1914/15“, die kurz nach ihrer Veröffentlichung verboten wurde. Im Juni 1915 zeigte Neumann in seinem Graphischen Kabinett Jaeckels Gemälde in einer Einzelausstellung, im Oktober 1916 seine Grafik. Als der Kunsthändler für das Porträt Modell saß, befand sich das Graphische Kabinett im Hochparterre des Hauses der Berliner Secession am Kurfürstendamm 232. Jaeckel war Mitglied der Secession, Neumann deren Geschäftsführer, bis er im Oktober 1916 zum Militär eingezogen wurde. Das Porträt dürfte in Jaeckels Atelier in der Motzstraße 57 entstanden sein. Der Maler zeigt den Kunsthändler in einem durch Ocker-, Gelb- und Grautöne bestimmten Bild vor einem Fenster in einem Korbsessel sitzend, ein aufgeschlagenes Mappenwerk studierend. Im Hintergrund türmen sich weitere Grafikmappen, ein Ölgemälde steht auf dem Boden. Derartige auf den Beruf verweisende Attribute begegnen nur selten in Jaeckels Porträtdarstellungen. Die Verbindung zwischen Kunsthändler und Künstler hatte Bestand: Auch nachdem Neumann 1923 nach New York übergesiedelt war, bot er dort Werke von Jaeckel an. | Dieter Scholz
