Christ, Sohn eines Basler Arztes, nahm zunächst in Genf Kunstunterricht an der Privatschule von Henri van Muyden. Anschließend bildete er sich in Avignon und Paris autodidaktisch weiter und besuchte ab 1924 für zwei Jahre die Gewerbeschule in Basel. 1926 ging Christ nach Berlin, wo er Kontakt zu einstigen Mitgliedern der Künstlervereinigung Brücke fand – mit Erich Heckel befreundete er sich. Nach zunächst impressionistisch geprägten Anfängen wandte sich Christ einer expressionistischen Farb- und Formensprache zu. In dieser künstlerischen Phase entstand das vorliegende Gemälde. Vor einem geöffneten Fenster steht ein Strauß weißer und rosafarbener Lilien. Mit raschen Pinselzügen lasierend aufgetragene leuchtende Farben wie Hellblau, Grün, Rosé, Violett und Umbra geben spannungsreiche Kontraste. Partiell schimmert die helle Grundierung durch. Die transparente Gardine vor dem Ausblick ins Grüne wirkt wie vom Luftzug bewegt, was die duftige Atmosphäre eines Sommertages suggeriert. Das Werk wurde 1928 für die Amtsräume des Regierungspräsidenten von Gumbinnen in Ostpreußen erworben und in der Nationalgalerie inventarisiert. | Birgit Verwiebe