Nachdem der Literaturhistoriker Erich Schmidt (1853–1913), einer der führenden Geister der deutschen Literaturwissenschaft seiner Zeit, in Straßburg und Wien tätig gewesen war, leitete er ab 1885 zeitweise das Goethe-Schiller-Archiv in Weimar. Er übernahm 1887 eine Professur in Berlin. Schmidt verfasste wichtige Arbeiten unter anderem zu Gotthold Ephraim Lessing, entdeckte Johann Wolfgang von Goethes „Urfaust“ wieder, arbeitete an der Sophien-Ausgabe von Goethes Werken und Briefen (Weimarer Ausgabe) mit und besaß eine eigene, sehr umfangreiche Sammlung von Goethe-Literatur. Das Modell der Büste entstand, wie die Signatur bestätigt, im März 1911, der Marmor wurde im Juni des Jahres in Auftrag gegeben. 1912 war er vollendet und wurde 1913 erstmals ausgestellt (ehemals im Besitz des Dargestellten, heutiger Verbleib unbekannt). Im Unterschied zu den meisten seiner späten Büsten hat Schaper hier nicht die Hermenform oder einen großen runden Büstenausschnitt benutzt, sondern er beschränkte sich auf eine sehr kleine, betont geistige Form, was einen agilen Eindruck des Dargestellten vermittelt. Damit gehört das Werk zu Schapers besonders gelungenen, weil wenig konventionellen Bildnissen. | Bernhard Maaz