Diese ganz im Sinne Andrea del Verrocchios (1435–1488) renaissancehaft gehaltene, schlanke und schönlinige Statuette eines stehenden Knaben wurde neben Levis „Kugelspieler, Jünglingsstatuette“ 1907 in Köln ausgestellt. Die Kritik feierte das Werk des Schülers von Fritz Schaper als „schön bewegte[n] und verschobene[n] Knabenakt in trefflicher Vereinigung des Herben und Weichen in den Formen“ (Arnold Fortlage, Die Deutsche Kunstausstellung 1907 in Köln, in: Die Kunst für Alle, 23. Jg. [1907/1908], H. 5, S. 108, Abb. S. 110). Beide Figuren bezeugen Levis Interesse an differenzierten, komplizierten Haltungen, die durch die klare Komposition zu Ausgewogenheit und Ruhe geführt werden. Die Statuette wurde 1910 durch Vermittlung des Kunsthistorikers Hans Mackowsky von mehreren anonymen Freunden und Bewunderern des Bildhauers als Geschenk an die Nationalgalerie gegeben. Zugleich mit dem Schenkungsangebot hieß es im Februar jenes Jahres, der Künstler wolle in diesem Falle einen überdurchschnittlich sorgfältigen Bronzeguss herstellen lassen. Wenige Wochen später sandte Levi eine erste Fassung, deren Qualität er als ungenügend für den Museumszweck erachtete, zur Ansicht. Erst im Oktober 1910 war der bessere, neue Guss fertig; der Bildhauer schickte ihn, im Begleitschreiben den Kurztitel „Jüngling“ benutzend (SMB-ZA, I/NG 996, Bl. 116, 128, 226-227, 234), an die Nationalgalerie im Tausch gegen die erste, heute nicht mehr nachweisbare Fassung. | Bernhard Maaz