Im 12. und 13. Jh. gaben in Deutschland nicht nur der König, sondern beinahe jeder Bischof oder Abt, Herzog, Graf oder sonstige Landesherr für sein Gebiet eigene Münzen aus. Die Folge sind eine kaum überblickbare Anzahl verschiedener Münzen und Währungen, die aus mehr als 400 Münzstätten stammen. Es blieb zwar beim silbernen Pfennig (Denar) als einzigem Geldwert, doch entwickelten sich seit der ersten Hälfte des 12. Jhs. zwei Formen des Pfenniggeldes. Der Westen (Rheinlande) blieb bei den traditionellen zweiseitigen Denaren, Mittel- und Ostdeutschland gingen zu sehr dünnen, nur noch einseitig geprägten Pfennigen, den Brakteaten über (von lat. bractea – dünnes Blech). Ende des 12. Jhs. übernahm auch Süddeutschland die Brakteatenform. Die kunstvoll gestalteten Brakteatenbilder zeigen im 12. Jh. eine seit der Antike nicht wieder erreichte Blüte der Stempelschneidekunst, mit der es im 13. Jh. ebenso rasch wieder zu Ende war. Da Brakteaten nur kurzzeitig (in der Regel ein Jahr) und nur in sehr engen Grenzen gültig waren, sind sie in besonders vielen verschiedenen Typen bekannt. Für eine weitgehend schriftunkundige Bevölkerung musste sich das neue vom alten Geld durch das Bild deutlich unterscheiden, während die Schriftinformation dabei eine nur untergeordnete Rolle spielte. Zahlreiche Brakteaten sind deshalb schriftlos („stumme Brakteaten“).
Brakteaten und Denare
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Helmstedt: Heribert I. [18201093]
Vorderseite: Thronender Abt mit Mitra, in den Händen links ein Kirchenmodell, rechts ein Kreuzstab mit Fahne.
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Magdeburg: Wichmann [18201094]
A. Suhle (1950) 10, nimmt an, dass unter Erzbischof Wichmann die Brakteaten mit Bild des Bischofs 'hauptsächlich' in Halle, die Brakteaten mit Bild des Heiligen Mauritius 'im allgemeinen'...
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Magdeburg: Wichmann [18201095]
Nur im sog. Fund von 1859 ('Fund niederdeutscher Brakteaten', 'Fund von Anhalt') vorgekommen, außer bei Dannenberg (1859-1863) auch bei Leitzmann, Numismatische Zeitung 1859, 187 Nr. 7. -...
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Magdeburg: Wichmann [18201096]
Der Heilige Mauritius (Moritz) war der Schutzheilige des 968 durch Otto I. gegründeten Erzbistums Magdeburg. Als ein Anführer der aus Christen bestehenden Thebäischen Legion erlitt er unter...
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Merseburg: Johann [18201097]
Der Heilige Laurentius ist der Schutzpatron des Bistums Merseburg. Er wurde im Jahre 258 n. Chr. auf glühendem Rost bei lebendigem Leibe zu Tode gemartert. Er soll dabei seinen Peinigern...
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Naumburg: Berthold I. [18201098]
Unicum, nach E. Bahrfeldt (1917) aus dem Fund von Bardowick (Bardewik) stammend. Wegen des spätestens um 1170 liegenden Fundabschlusses, kann der Brakteat nur Bischof Berthold I., nicht...
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Pegau: Radboto [18201099]
Vorderseite: Krückenkreuz, in den Winkeln oben Kopf eines Geistlichen, unten Krummstab, links und rechts eine Hand.
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Brandenburg: Jacza von Köpenick [18201100]
Jacza ist durch den geflochtenen Bart und die Kleidung als Slawe, durch den Palmzweig als Christ gekennzeichnet. - Über die Person Jaczas (Jaxa, Jazco), der sich auf den Brakteaten selbst...
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Brandenburg: Otto I. [18201101]
Vorderseite: Stadtdarstellung. Mauerring mit vier Türmen. Über dem vorderen Turm OTTO, über dem hinteren Turm BRANDEBVRG.
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Brandenburg: Otto I. [18201102]
Vorderseite: Auf Mauerbrüstung thronender Markgraf Otto I. mit Schwert und Fahne.
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Minzenberg: Kuno [18308539]
Vorderseite: Barhäuptiger Kuno von Minzenberg mit Mantel, geschultertem Schwert und Lilienstab von vorn sitzt auf einem Bogen.
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Minzenberg: Kuno [18308540]
Die Münze hat unten einen Ausbruch (ca. 1/10). Vorderseite: Auf einer Bank sitzen die barhäuptigen Kuno von Münzenberg mit geschultertem Schwert und Minzenstengel und seine Gemahlin, eine...
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Frankfurt am Main oder Gelnhausen: Friedrich I. Barbarossa [18201203]
Vorderseite: Über einer Balustrade nebeneinander die Hüftbilder Friedrich I. Barbarossa mit Reichsapfel rechts und Königin Beatrix mit Lilienzepter links. Zwischen ihnen ein Kreuzstab.
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Deutsches Reich: Friedrich I. [18201202]
Vorderseite: Brustbild des Kaisers Friedrich I. Barbarossa mit Lilienzepter und Reichsapfel über einer Balustrade.
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Braunschweig: Heinrich der Stolze und Heinrich der Löwe [18211961]
Eine Aufteilung dieser ältesten welfischen Herzogsprägung in Sachsen zwischen Heinrich dem Stolzen und seinem Sohn Heinrich dem Löwen ist praktisch unmöglich. Die Umschriften sind in der...
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Meißen: Otto der Reiche [18201187]
Vorderseite: Stehender Markgraf Otto in Rüstung mit Fahne und geschultertem Schwert.
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Lausitz: Dietrich [18201188]
Vorderseite: Im Architekturrahmen thronender Markgraf Dietrich im Festgewand mit Fahne und geschultertem Schwert.
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Thüringen: Ludwig III. [18201189]
Vorderseite: Reitender Landgraf Ludwig III. in Rüstung, mit Fahne und Schild, nach rechts.
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Erfurt: Erzbischof Christian von Mainz [18201191]
Die Szene aus dem Leben des Heiligen Martin, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilt, ist auch auf dem Brakteaten Erzbischof Christians aus Aschaffenburg dargestellt...
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Nordhausen: Caecilia [18201192]
Bei dieser ungewöhnlichen Darstellung zweier Frauen kann man neben der Äbtissin an die Königin Mathilde denken. König Heinrich I. (919-936) hatte seiner Gemahlin Mathilde im Jahre 927...
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