Fast vollständig erhaltener Nischen-Kelim. Es handelt sich um einen sogenannten Saph, einen Reihennischen-Kelim, wie er in Moscheen ausgelegt wird, um mehreren Betenden nebeneinander Raum zu geben. Auf weißem Grund sind sieben blauschwarz konturierte, rote Nischenfelder angeordnet, deren Höhe und Breite leicht variiert. Die Gestaltung der Nischen entspricht der von Schlüsselloch- oder Bellini-Teppichen (z. B. 1887,1368 oder 1888,30): Dort ragt an der unteren Schmalseite ein wie ein Schlüsselloch geformtes Oktogon in das Nischenfeld hinein, das bei dem Kelim hier durch eine turmartig-eckige Variante ersetzt ist. In dem kleinen roten Quadrat mit dünnen roten Streifen unterhalb der abgetreppten Nische lässt sich die Moscheeampel erkennen, die häufig bei Gebets-Teppichen zu sehen ist. Der Teppich war zunächst als nordafrikanisches Produkt des 19. Jahrhunderts angesehen und kaum beachtet worden. Erst das Bekanntwerden ähnlicher Kelims in türkischen Museen rückte das Stück ins Zentrum des Interesses. Die Datierung ins 17. Jahrhundert wurde letztlich durch Radiokarbonanalysen bestätigt. Der Teppich ist von der Schmalseite her gewebt, also quer zum Muster.
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